von Julia Rider
Achtsamkeit und Stressmanagement
Wie Waldbaden unser Immunsystem stärkt
Eine Sache, die mir früher nie so bewusst war, aber in den letzten Jahren immer bedeutender für mich wurde, ist für mich der Umgang mit Stress und Entspannung im Alltag. Wir leben in einem Zeitalter, das geprägt ist von einer Schnelllebigkeit sowie einer kontinuierlichen Einwirkung von externen Einflüssen. Obwohl mir diese Tatsachen bewusst sind und ich mich bewusst dazu entscheide, meiner täglichen Routine mehr Achtsamkeit zu schenken, erwische ich mich dennoch häufig dabei, wie ich Dinge nebenbei einmal „schnell, schnell“ erledige und mein Kopf dabei schon zur nächsten Aufgabe hutscht.
Im Alltag ist es daher umso wichtiger, sich bewusste Auszeiten zu nehmen. Das kann bei einer Tasse Tee oder Kaffee sein, beim Lesen auf dem Balkon, beim Yoga, beim Spazieren im Wald oder einfach auch beim Nichtstun.
Etwas, was mir dabei hilft, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen, ist ein Spaziergang im Wald bzw. im Park nebenan. Dass ein Waldspaziergang den Stressabbau fördert und zur Verbesserung der Stimmung beitragen kann, haben mittlerweile zahlreiche Wissenschaftler bewiesen. Ein Wissenschaftler, der die Wirkung des Waldes auf den menschlichen Körper untersucht hat, ist der österreichische Biologe Clemens Arvay. Laut Arvay kann der Aufenthalt im Wald gegen Depressionen, Stressbelastung und Burnout helfen und im Gegensatz dazu unser Immunsystem stärken, was uns wiederum vor dem Auftreten chronischer Erkrankungen schützt.
Gründe dafür liegen zum einen in den vielfältigen Sinneseindrücken, die wir im Wald wahrnehmen können wie bspw. den Gesang der Vögel. Diese Sinneserfahrungen stimulieren den Teil unseres Nervensystems, der für Erholung und Regenation zuständig ist: den Parasympathikus. Sein Gegenspieler, der Sympathikus, versetzt unseren Körper hingegen in eine Art Alarmbereitschaft und ist aufgrund unseres hektischen Alltages die meiste Zeit des Tages aktiv.
Neben den Sinneseindrücken spielen zum anderen die sogenannten Terpene eine große Rolle in der Erklärung dieser positiven Effekte. Terpene sind pflanzeneigene Duftstoffe, die die Bäume bzw. Pflanzen untereinander austauschen, um miteinander zu kommunizieren. So können sich Bäume z.B. davor warnen, wenn Fressfeine in der Nähe sind oder sie von Schädlingsbefall betroffen sind.
Für Menschen besteht der positive Effekt der Terpene darin, dass sie unser Immunsystem stärken können, nämlich dadurch, dass sie die körpereigenen Killerzellen stimulieren. Als Killerzellen werden die Zellen des Immunsystems bezeichnet, die „kranke“ Körperzellen, aber auch Viren, erkennen und diese abtöten. Der Wissenschaftler Qing Li konnte in seiner Studie zeigen, dass Terpene sowohl die Anzahl als auch die Aktivität der Killerzellen deutlich erhöhen können und so unsere Abwehrkräfte auf natürliche Weise gestärkt werden.
Also, steht für Sie heute auch noch eine Runde Waldbaden auf dem Programm? Um das Immunsystem optimal zu stimulieren, sind regelmäßige Spaziergänge verteilt über die Woche effektiver als ein ausgiebiger Spaziergang am Wochenende. Zwanzig Minuten sollen bereits nennenswerte Effekte haben!